Rund um die Schule
Alexander Zahn
28.7.2021 2:11

Abitur – und jetzt? Ehemalige Schüler*innen erzählen... #1

Unser ehemaliger Mitschüler Maximilian Zahn (Abiturjahrgang 2017) erzählt von seiner beruflichen Laufbahn nach dem Abitur am Gymnasium Waldkraiburg.

Beschreibe kurz Deinen beruflichen Weg nach dem Abitur

Nach meinem Abitur im Juli 2017 habe ich direkt im September 2017 mein Studium (Kommunikationsdesign und Fotografie) an der Burke Akademie begonnen. Nach 6 Semestern habe ich (durch Corona etwas verspätet) meinen Abschluss im August 2020 gemacht und Anfang September noch meine Abschlussarbeit online präsentiert. Danach wollte ich mich selbstständig machen, was ich am Ende auch knapp zwei Monate war, bis ich im Oktober ein Jobangebot bei der Agentur nepomedia in München bekommen habe, wo ich seitdem als Technical Multimedia Designer arbeite.

Warum hast Du Dich für diesen Studiengang entschieden?

Ich habe schon während meiner Schulzeit viel fotografiert und war deshalb auf der Suche nach einem Studiengang bzw. einem Job, bei dem ich die Fotografie mit einbringen kann. Eine Ausbildung als Fotograf kam für mich nicht infrage und als mein Bruder zufällig bei einer Jobmesse auf die Burke Akademie und damit auch auf den Studiengang gestoßen ist, war eigentlich schnell klar, dass das eine gute Möglichkeit ist, die Fotografie noch mit etwas anderem (in dem Fall Design) zu kombinieren. So wusste ich eigentlich schon in der 10. Klasse, was ich nach dem Abitur machen wollte.

Welche Ereignisse in Deiner Schulzeit waren für Dich heute zurückblickend am prägendsten?

Wahrscheinlich war das der Tag, an dem ich die Kamera meiner Eltern in die Hand genommen habe und einfach mal losgelaufen bin, um damit zu fotografieren und herauszufinden, wie das Teil eigentlich funktioniert. Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich wohl nie in dem Studiengang und in dem Job gelandet, in dem ich heute bin und hätte dadurch auch viele Menschen nicht kennengelernt, die ich durch die Fotografie getroffen habe.
Wenn man es konkreter auf die Schule bezieht, dann waren das verschiedene Dinge. Unter anderem meine Zeit bei der Schülerzeitung, in der ich die Möglichkeit hatte, meine ersten Erfahrungen beim Layout zu sammeln und für die ich später noch eine Ausgabe als Projekt in der Uni gelayoutet habe. Mit der Schülerzeitung habe ich auch immer noch zu tun, das Design und die Technik des Blogs, den ihr hier seht, kommen von mir. Ein anderes Ereignis war der Galaabend, bei dem ich mehrere Jahre fotografiert habe und in einem Jahr habe ich Interviews aller Teilnehmer gedreht, die dann vor den jeweiligen Auftritten liefen.

Inwiefern hat sich die Vorstellung vom Studium von der Realität unterschieden? Was sind die größten Unterschiede?

Dazu muss man erstmal sagen, dass mein Studiengang nicht unbedingt einem klassischen Studium an einer großen Universität entspricht. Wir waren die meiste Zeit über zwischen 30 und 35 Studierende an der ganzen Uni. Dadurch kannten wir uns natürlich alle und wir waren auch mit unseren Dozierenden per Du. Das war aber am Anfang doch etwas ungewohnt. Immerhin ist man es aus der Schule gewohnt, alle Lehrer und Lehrerinnen mit "Sie" anzusprechen. Auch die klassischen Vorlesungen, bei denen einer vorne steht und 45 Minuten oder länger über ein Thema spricht, hatten wir nur sehr selten. Die meiste Zeit haben wir selbstständig an Projekten gearbeitet und viel dadurch gelernt, dass wir einfach gemacht haben und versucht haben, unsere Ideen und Inspirationen möglichst gut in die Realität umzuwandeln. Natürlich haben wir dazu immer Feedback bekommen und uns so weiterentwickelt. Ein anderer Aspekt, den wir uns nicht so vorgestellt hatten, waren die vielen Präsentationen. In der Schule hält man ja immer mal wieder ein Referat, aber das sind meistens nicht mehr als 2 oder 3 in einem Schuljahr (zumindest war das bei mir so). In der Uni haben wir dann aber jedes Projekt, das wir abgegeben haben, auch vor den anderen Studierenden und den jeweiligen Dozierenden präsentiert. Wobei man dazu noch sagen muss, dass mir die Präsentationen in der Uni deutlich leichter gefallen sind, als die Referate in der Schule. In der Uni wusste ich ja, was ich für mein Projekt gemacht habe und warum ich mich beispielsweise für eine bestimmte Schriftart entschieden habe. In der Schule konnte man zu seinem Referatsthema ja nur recherchieren und musste eigentlich immer davon ausgehen, dass der Lehrer sowieso noch mehr zu dem Thema weiß als man selbst.

Was genau machst Du in Deinem aktuellen Job?

Die meiste Zeit arbeite ich als Webdesigner, d. h. ich mache Designs für unsere Websiteprojekte und setze diese später auch mit verschiedenen CMS (Wordpress, Webflow, etc.) um. Dabei macht es mir besonders viel Spaß, das Design gut zu durchdenken, um am Ende eine Website zu haben, auf der für den User alles logisch aufgebaut ist. Bei der Umsetzung beschäftige ich mich auch sehr gerne mit Animationen, mit denen man eine Website interessanter gestalten kann und auch ganz neue Möglichkeiten bekommt, um Informationen darzustellen, die man beispielsweise bei einer gedruckten Zeitung nicht hätte. In den letzten Monaten haben wir, bedingt durch Corona, hauptsächlich an einer Plattform für virtuelle Events gearbeitet,  auf der wir die Möglichkeit haben, Inhalte live zu streamen und für große Firmen Events online zu ermöglichen.
Zusätzlich zum Webdesign kommen auch immer wieder "normale" Designaufgaben dazu. Beispielsweise die Erstellung von Logos, Visitenkarten, Grafiken, etc., was auch alles Bestandteile meines Studiums waren. Dazu kommen noch die Bereiche Film und Fotografie, in denen wir in letzter Zeit wieder mehr zu tun haben. Dabei drehen wir ganz verschiedene Inhalte wie beispielsweise Imagefilme, Produktfilme, Interviews und Webinare, aber auch unsere eigenen Dokumentationen.

Gibt es etwas an Deinem Beruf, das Dich enttäuscht hat?

Ich habe lange überlegt, aber mir macht mein Job wirklich viel Spaß, dementsprechend gibt es nichts, was mich enttäuscht hat. Ich fotografiere jetzt zwar beruflich nicht so viel, wie ich mir das ursprünglich vorgestellt habe, aber dadurch habe ich noch einen guten Ausgleich von der Arbeit.

Welche Dinge / Eigenschaften, die in der Schule nicht vermittelt werden, sind wichtig für das Berufsleben?

Ich denke, es sind die menschlichen Eigenschaften, die hin und wieder in der Schule zwischen all dem Lernen zu kurz kommen und manchmal auch die praktischen Dinge, die früher oder später auf einen zukommen. Gerade beim Thema Selbstständigkeit habe ich gemerkt, wie wenig man eigentlich über Steuern, Gewerbe und all solche Dinge weiß. Und auf der zwischenmenschlichen Ebene gibt es einige Dinge, die man im Berufsleben immer wieder braucht. Ruhe und Geduld beispielsweise, wenn man dem Kollegen mal etwas erklären muss oder Vertrauen in sich selbst, wenn man vor dem versammelten Vorstand einer Firma ein Konzept präsentieren muss. Auch Ehrlichkeit finde ich persönlich sehr wichtig. Natürlich will man sich in einem Bewerbungsgespräch von seiner besten Seite zeigen und der anderen Person vermitteln, dass man alles kann. Aber letztendlich hilft es weder einem selbst noch dem Unternehmen, wenn man Dinge behauptet, die man dann gar nicht kann und so eher die Arbeit behindert als etwas voranzubringen. Man soll sich natürlich auch nicht unter Wert verkaufen, aber dabei ist eine gesunde Selbsteinschätzung ganz hilfreich, auch eine Sache, die in der Schule nur schwer zu vermitteln ist. Noten zeigen ja nicht immer, was man kann und wie gut man wirklich ist.

Gibt es etwas, was Du aus heutiger Sicht anders gemacht hättest? Wenn ja, was?

Nein, ich denke nicht. Es ist zwar nicht immer alles perfekt gelaufen, aber letztendlich hat sich alles so ergeben, wie es jetzt ist und bis dahin bin ich sehr zufrieden damit.

Welchen Tipp hast Du für uns als Schüler für das Berufsleben?

Macht etwas, das euch Spaß macht! Das klingt zwar erstmal relativ simpel, aber ist letztendlich sehr hilfreich. Dadurch ist es deutlich leichter, sich zu motivieren, neue Sachen für das Studium und später für den Job zu lernen. Im besten Fall fühlt es sich eigentlich gar nicht nach Lernen an, weil man einfach gerne mehr zu einem Thema wissen möchte und sich deshalb sowieso damit beschäftigt. Und man hat so nie (oder nur sehr selten, schlechte Tage gibt es schließlich immer) das Gefühl "ach verdammt, morgen ist schon wieder Montag".
Und noch ein zweiter Tipp: Macht euch nicht verrückt, wenn es um Noten etc. geht. Spätestens, wenn ihr euer Studium oder eure Ausbildung angefangen habt, interessiert sich in den meisten Fällen niemand mehr für euer Abizeugnis und erst recht nicht für Noten, die ihr davor mal bekommen habt. Mein Abizeugnis hat bis heute noch niemand gesehen, zumindest nicht aus beruflichen Gründen.
Wenn ihr natürlich einen bestimmten Schnitt braucht, um euren Wunschstudiengang belegen zu können, lässt es sich nicht vermeiden, für die entsprechenden Noten zu lernen, aber selbst wenn das nicht klappt, gibt es immer noch einen Plan B und entweder eine andere Möglichkeit, einen Studienplatz zu bekommen oder ihr landet so in einem anderen Studiengang, der vielleicht genau das Richtige ist. Aber letztendlich findet man immer seinen Weg – egal, wie gut die Noten in der Schule waren.

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Autor*in

Carolin Wieser

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Q12

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